
Als eines der politischen Zentren des Deutschen Reiches wurde die idyllisch-pittoreske Hohenzollernresidenz Potsdam 1918 zum symbolischen Schauplatz des Umbruchs der Moderne. Die Abdankung des deutschen Kaiser Wilhelms II. bedeutete den Endpunkt der Monarchie. Die in der Folge um das politische und gesellschaftliche Erbe entbrannten Machtkämpfe polarisierten weite Teile der Gesellschaft und ließen ein politisch und kulturell konträres Klima entstehen, das seinen Niederschlag auch in Potsdam und der Partnergemeinde Nowawes, dem heutigen Stadtteil Babelsberg, fand. Mit dem Ausbruch der Novemberrevolution positionierten sich progressive, moderate und konservative Akteure gegeneinander und nutzen die privaten und öffentlichen Lebenswelten, um ihre politischen, sozialen und künstlerischen Positionen im Kampf um Deutungshoheit zu zementieren. Einer dieser Standpunkte fand seinen gestalterischen Widerhall in der 1918 formierten Novembergruppe, die als „Vereinigung der radikalen Künstler“ im Kontext von Aufbruch, Revolution und Neubeginn einen Weg in die Moderne beschritt.
Welche gesellschaftlichen und künstlerischen Strömungen der Moderne sind nach dem Ersten Weltkrieg in Europa und der neugeschaffenen deutschen Republik zu beobachten? In welcher Weise interagieren diese miteinander? Wie gestalteten sich die Kämpfe der verschiedenen gesellschaftlichen und künstlerischen Strömungen? Welche Rolle spielen spezifische Milieus für die Kämpfe um Deutungshoheit und gesellschaftliche Zukunftsentwürfe im öffentlichen Raum? Wie lassen sich diese Auseinandersetzungen im lokalen Raum bzw. in Potsdam nachvollziehen? Diesen und weiteren Fragen geht das Symposium in Vorbereitung zweier großer Sonderausstellungen 2018/19 im Potsdam Museum nach. Im Mittelpunkt der ersten Ausstellung wird der Schweizer Künstler und Mitbegründer der Novembergruppe Wilhelm Schmid stehen, der zeitweise auch in Potsdam lebte und arbeitete. Die sich anschließende kulturhistorische Ausstellung wird sich mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in Potsdam und Babelsberg in der Zeit der Weltkriege beschäftigen und Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Orten aufzeigen. Das Symposium dient dem Austausch und der Diskussion und steht Experten der beiden Schwesterdisziplinen Kunst- und Geschichtswissenschaft ebenso offen wie einer breiten Öffentlichkeit.
Kostenbeitrag bei Teilnahme an der gesamten Veranstaltung: 15 Euro | Kostenbeitrag für einen Tag: 5 Euro
Anmeldung unter: museum-geschichte@rathaus.potsdam.de