146 | WALTER BULLERT

Vom Naturalismus zum Realismus | die menschliche Figur
Walter Bullert, Wohin steuert die moderne Kunst, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021,
© Michael Lüder
Walter Bullert, Wohin steuert die moderne Kunst, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Michael Lüder

Wohin steuert die moderne Kunst, 1920
© VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Michael Lüder

 

Der im Stil des Expressionismus gestaltete Holzschnitt aus dem Jahr 1920 stammt von Walter Bullert (1895 – 1986) und diente als Werbung für eine Vortragsreihe mit dem Titel „Wohin steuert die moderne Kunst“ im Palast Barberini. 2018 wurde das Plakat vom Förderverein des Potsdam-Museums aus Privatbesitz angekauft und dem Museum als Schenkung übereignet.

Die mit dem Plakat beworbenen Vorträge wurden von dem bekannten Kunsthistoriker und Ehrenbürger der Stadt Potsdam Willy Kurth (1881-1963) gehalten, der von 1946 an Direktor und ab 1956 Generaldirektor der „Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam Sanssouci“ war – der Vorgängereinrichtung der heutigen „Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg“ auf dem Gebiet der DDR.

1920 war Kurth noch im Berliner Kupferstichkabinett tätig. Seine Vorträge im Palast Barberini wurden von Walter Bullert angeregt und vom Potsdamer Buch- und Kunsthändler Karl Heidkamp organisiert, der mit Bullert eng befreundet war.

In seinen unveröffentlichten Lebenserinnerungen berichtet Heidkamp von Kurths Reaktion: „Sofort war er einverstanden“ und sogar bereit, auf ein Honorar zu verzichten, sollten die Vorträge keinen Überschuss erzielen. „Es könne nur gut sein, den Potsdamern etwas neuen Wind unter die Nase zu blasen“, wird Kurth zitiert, denn Potsdam galt damals moderner Kunstrichtungen gegenüber als wenig aufgeschlossen. Auch Bullert war sofort bereit, einen Beitrag zu leisten: „Ich mache ein Holzschnittplakat, das einschlägt wie eine Bombe.“

Alle sechs Vorträge, in denen der Berliner Kunsthistoriker Werke von Künstlern wie Ferdinand Hodler, Edward Munch, Willy Jaeckel, Erich Heckel, Emil Nolde oder Marc Chagall vorstellte, waren schließlich ausverkauft „und Kurth hatte eine feste Gemeinde in Potsdam, der konservativen Stadt“.