
Das ungleiche Paar, 1955
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Eine junge Frau sitzt, im Kniestück und Halbprofil dargestellt, auf einem Stuhl neben einem deutlich älteren Mann vor grauem Hintergrund. Beide tragen dunkle, schlichte Kleidung, sie eine Haube auf dem Kopf. Ihr Blick wirkt unsicher und fokussiert den*die Betrachter*in. Die Hände sind in ihrem Schoß verschränkt. Ihre Körpersprache vermittelt Zurückhaltung bis hin zu Unbehagen. Der Mann ist frontal ausgerichtet, sein Kopf leicht zur Frau hingeneigt. Das Gesicht ist faltig, er hat eine Halbglatze und große Ohren und trägt einen Bart. Seine linke Gesichtshälfte ist verschattet. In der Bildtradition des „ungleichen Paares“ sind hier Stereotype des „hässlichen“ Alten und der „schönen“ Jungen Frau aufgegriffen.
Das Motiv hat Vorläufer in der mittelalterlichen Darstellung der „Buhlschaft“ und der niederländischen Malerei, doch von diesen unterscheidet sich Curt Querner’s Umsetzung: Ging es früher häufig um die Verführung des reichen Mannes durch eine junge Frau aufgrund dessen Vermögens, deutet hier bei keinen von beiden etwas auf hohes Wohlhaben hin. Die Personen scheinen vielmehr aus bäuerlichen Verhältnissen zu kommen, ähnlich wie in Wilhelm Leibls Das ungleiche Paar von 1876/77 aus dem Städel Museum. Die Modelle von Querner waren meist Bauersfrauen und Kinder aus seinem Heimatdorf Börnchen und der Nachbarschaft.
1925 lernte Curt Querner den Maler Hermann Lange kennen, der ihn zur Bewerbung an der Kunstakademie Dresden anregte. Bereits ein Jahr später trat er das Studium bei Richard Müller und Hermann Dittrich an. 1929 arbeitete er im Malsaal von Georg Lührig und Otto Dix und anschließend als freischaffender Künstler. Schließlich trat er der ASSO (Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands) und der KPD bei. Bei der Bombardierung Dresdens wurden 1945 sein Atelier und seine Wohnung mitsamt einem großen Teil der frühen Arbeiten zerstört. Querner geriet in französische Kriegsgefangenschaft und kehrte zwei Jahre später nach Börnchen, seinem Heimatort, zurück.