
Potsdamer Stadtlandschaft, 1975
Öl auf Hartfaser, 125,5 x 190,2 x 5,5 cm
© Potsdam-Museum – Forum für Kunst und Geschichte, VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Michael Lüder
Der Werkvertrag von 1975 des Bezirksrats an Werner Gottsmann für dieses Gemälde sah vor, dass es „das neue Potsdam in Verbindung mit historischen Bauten […] erfassen und wider […] spiegeln“[1] sollte. Besonders hervorzuheben war die Darstellung der wachsenden, sozialistischen Stadt. Als Standort war das Arbeitszimmer des Vorsitzenden des Bezirksrates vorgesehen. Trotz der Forderung, die reale städtebauliche Entwicklung aufzuzeigen, kombinierte Gottsmann ein Stadtpanorama aus versatzstückhaft erkennbaren Bauten und einem fiktiven Straßenverlauf. Auf diesem fahren ein junger Mann und eine junge Frau auf einem roten Motorrad Richtung Stadt. Entgegen kommt ihnen auf der ansonsten leeren Fahrbahn ein LKW. Die Szene übergreifend, stehen darüber ein Regenbogen und der klare, blaue Himmel.
Auf der Horizontlinie sind historische Gebäude wie die Nikolaikirche in der Bildmitte und sozialistische Bauten wie das Potsdamer Interhotel (vom Betrachter aus links daneben) gleichberechtigt nebeneinandergestellt und Altes mit Neuem zusammengebracht. Am linken Bildrand ist der Brauhausberg mit dem weit sichtbaren festungsartigen roten Klinkerbau zu erkennen. Es handelt sich um das ehemalige Reichsarchivgebäude. Ursprünglich war es eine Königlich-Preußische Kriegsschule, später Sitz der Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei und anschließend bis zum Umzug im Jahr 2014 Sitz des Brandenburger Landtages. Darunter befindet sich die ehemalige Kadettenanstalt, das Scheddach des Reichsbahnausbesserungswerks und der Schornstein des alten Schlachthofes.[2]
Der Maler und Grafiker Werner Gottsmann absolvierte von 1939 bis 1942 eine kaufmännische Lehre, wurde 1942 von der Wehrmacht einberufen und befand sich von 1945 bis 1949 in russischer Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr aus dieser studierte er Malerei und Grafik an der Robert-Schumann-Akademie in Zwickau, sowie Buch- und Plakatgrafik an der Meisterschule für Grafik in Berlin Lichterfelde. Von 1954 bis 1990 war er Mitglied im Verein Bildender Künste. 1974 wechselte Gottsmann von der Gebrauchs-, Buch- und Plakatgrafik zur freischaffenden Malerei, Grafik und zur baugebundenen Kunst.
[1] Werkvertrag zwischen Rat des Bezirkes Potsdam und Werner Gottsmann vom 13.5.1975.
[2] Vgl. Uta Kumlehn: Werner Gottsmann, Potsdamer Stadtlandschaft, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, [URL: https://www.potsdam-museum.de/exponat/werner-gottsmann-potsdamer-stadtlandschaft-1975, Letzter Zugriff: 26.02.2021].