Förderverein entdeckt 15 verschollene Gemälde aus früherem Potsdamer Garnisonmuseum

Der Förderverein des Potsdam-Museums hat in einem Potsdamer Privathaushalt 15 stark beschädigte Offiziersporträts entdeckt, die aus dem früheren Potsdamer Garnisonmuseum stammen und bisher als komplett zerstört bzw. als verschollen galten. Neun Gemälde sollen ab Februar 2019 in der Ausstellung „Umkämpfte Wege der Moderne. Geschichten aus Potsdam und Babelsberg 1914-1945“ erstmals seit 1944 wieder öffentlich gezeigt werden.

Weitere sechs Gemälde werden an den früheren Besitzer, den Semper talis Bund, in dessen militärhistorische Sammlung gegeben.

Der Fördervereinsvorsitzende Markus Wicke stellte den Gemäldefund am 11.12.2018 gemeinsam mit unserer Museumshistorikerin Dr. Wenke Nitz, dem Museumskonservator Oliver Max Wenske und Ernst Schüßling vom Semper talis Bund vor. Markus Wicke entdeckte die 15 Gemälde vor einigen Monaten bei einem Mitglied des Fördervereins, dessen Familie die stark zerkratzten Leinwände seit den 1950er Jahren aufbewahrte und nun dem Förderverein als Schenkung zur Verfügung stellte.

Die historischen Porträts zeigen Offiziere des 1. Garde-Regiments zu Fuß, die in den Kriegen 1866 (sog. „Deutscher Krieg“ zwischen Österreich und Preußen) und 1870/71 (Deutsch-Französischer Krieg) gefallen sind. Die Gedenkporträts gelangten z.T. als Schenkung an das Offizierskorps des 1. Garde-Regiments zu Fuß und wurden in den Räumen des Regimentshauses in der damaligen Mammonstraße (heute Werner-Seelenbinder-Str., Gebäude nicht mehr vorhanden) präsentiert. Nach Auflösung des Regiments gelangten die Gemälde in den Besitz des 1921 von ehemaligen Regimentsangehörigen gegründeten Semper talis Bundes, der die Bilder als Leihgabe in das 1923 von der Stadt Potsdam gegründete Garnisonmuseum gab. Das Museum befand sich im ehemaligen Marstall des Potsdamer Stadtschlosses (heute Filmmuseum). Dort sind die meisten der aufgefundenen Gemälde auf zwei Fotos von Max Baur aus dem Jahr 1938 dokumentiert. Die handsignierten Fotos sind erst kürzlich vom Förderverein des Potsdam Museums für die Sammlung angekauft worden.

Nach der kriegsbedingten Schließung des Garnisonmuseums 1944 und dem Kriegsende 1945 blieben die Gemälde zunächst in der Obhut des städtischen Museums, bis sie im Februar 1950 einer offenbar politisch motivierten Vernichtungsaktion zum Opfer fallen sollten. Wie ein Protokoll aus dem Museumsarchiv zeigt, sind insgesamt 42 Gemälde, darunter auch die aufgefundenen Offiziers-porträts als „ohne jeden Wert“ tituliert, aussortiert und angeblich „vernichtet worden“. Tatsächlich wurden jedoch lediglich die Gesichter der Porträtierten von der Leinwand gekratzt und die damit stark beschädigten Leinwände nicht in Gänze vernichtet. Vermutlich wurden sie aus Materialknappheit an ortansässige Künstler übergeben, damit diese die Leinwände übermalen konnten. Davon zeugen auch die Grundierungen auf einigen der 15 überlieferten Bilder.

Nach der Entdeckung und Übergabe der Gemälde nahm der Förderverein des Potsdam Museums Gespräche mit dem Semper talis Bund als früherem Besitzer und dem Potsdam Museum auf. Der Semper talis Bund erklärte sich daraufhin bereit, einen Teil der Gemälde dauerhaft dem Potsdam Museum zu überlassen. „Wir freuen uns sehr über diese Einigung und können so eine Gemälde-Wand des früheren Garnisonmuseums in unserer nächsten Sonderausstellung für die Besucher erlebbar machen.“, so Museumshistorikerin Dr. Wenke Nitz. Sie kuratiert die Ausstellung „Umkämpfte Wege der Moderne. Geschichten aus Potsdam und Babelsberg 1914-1945“, in der auch die Geschichte des Potsdamer Garnisonmuseums historisch eingeordnet und dokumentiert werden soll.

Für die Präsentation in der Ausstellung sollen die in Potsdam verbleibenden neun Bilder nicht wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt, sondern lediglich vor weiteren Schäden gesichert und ausstellungsfähig gemacht werden. „Damit kann die historisch bedingte und politisch motivierte Zerstörung von unliebsamen Kunstwerken in der frühen DDR dokumentiert und als Zeitzeugnis sichtbar bleiben“, begründet Markus Wicke die Entscheidung.

Nach der Ausstellung sollen die Bilder weiter untersucht und anschließend ein einheitliches Konservierungskonzept erarbeitet werden.