Potsdam als Manufakturstadt

Produzieren und Protegieren | 1713 - 1810

Der älteste überlieferte Bericht über den wirtschaftlichen Zustand Potsdams aus dem Jahre 1718 beklagt die desolate Ökonomie der Stadt. Nur eine begrenzte Zahl von Tuch- und Damastmachern, Garn- und Leinwebern, Schustern, Gerbern, Klein- und Goldschmieden produzierte für den lokalen Markt.

Die Handwerker waren in Zünften organisiert, die sämtliche wirtschaftlichen, religiösen und sozialen Lebensbereiche ihrer Mitglieder regelten und dabei auch beschränkten. Dennoch konnte Potsdam nur gut dreißig Jahre später, also Mitte des 18. Jahrhunderts neben Berlin und Frankfurt an der Oder zur drittwichtigsten Manufakturstadt Preußens aufsteigen.

Die Voraussetzung für diesen gewaltigen Strukturwandel vollzogen die Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Grundlegend waren die Ansiedlung neuer Arbeitskräfte, Kredite für Unternehmer, der Bau von Fabrikhäusern und das Ausstellen von Monopolbriefen, insbesondere auf dem Textilsektor. Zunächst stellte die Wollproduktion – darunter auch für die Versorgung der Armee – den wirtschaftlichen Leitsektor in der Stadt. Unter Friedrich II. florierte dann die Luxusproduktion für die Ausstattung der Potsdamer Residenz, darunter das Seidengewerbe, Luxus- und Gebrauchsmöbel sowie das Potsdamer Glas. Das staatliche Konjunkturprogramm endete abrupt mit dem Tod Friedrichs II. 1786 und führte viele Potsdamer Manufakturen, Künstler und Handwerker in eine schwere Wirtschaftskrise.