Das besondere Exponat (18)

Unbekannter Künstler
Blick auf Potsdam vom Tornow, 1828

Lithographie, 17 x 19,5 cm
 

Vor rund 190 Jahren publizierte der Gothaer Verleger und Lithograph Carl Hellfarth den ersten Band der „Neuen Bildergallerie für die Jugend“. Er wollte darin kindgerechte illustrierte Bildung aus den Bereichen „Naturgeschichte, Geographie, Topographie und a. m.“  zu einem günstigen Preis unters Volk bringen. Die Reihenfolge der durchlaufend nummerierten Abbildungstafeln liest sich – ohne die dazu gehörigen, nach Themen gebündelten Erläuterungen – ungewollt amüsant. So folgt auf den „geringelten Seehund“, die „Eidergans“ und den „grossen Pinguin“ im ersten, 1828 erschienenen Heft unvermittelt eine Potsdam-Vedute. Sie ist, anders als es der Bildteil vermuten lässt, keine logische Schlussfolgerung des Lebensumfeldes der vorab genannten Meeresbewohner, sondern Einleitung zu einem neuen Kapitel – Brandenburg und Berlin.

Der Künstler lässt seinen Blick in dieser Graphik vom Tornow aus auf den westlichen Teil der Stadt Potsdam mit Garnisonkirche und Monopteros des Militärwaisenhauses über die Havelbucht zum Belvedere auf dem Klausberg bis hin zum Neuen Palais und den Communs schweifen. Schloss Sanssouci ist, arg verfremdet und ein wenig verrutscht, in den bewaldeten Hügeln oberhalb der Stadt kaum zu erkennen. Prominent ragt jedoch am linken Bildrand der seit den Veduten von Andreas Ludwig Krüger üblicherweise platzierte Baum empor. In der Havelbucht sind die Obere und Untere Planitz zu erkennen, die seit der Eisenbahnverbindung Potsdam-Magdeburg im Jahr 1846 mit einer Brücke überbaut wurden – eine Neuigkeit, über die Carl Hellfahrt leider nicht mehr berichten konnte. Die „Neue Bildergallerie“ stellte ihr Erscheinen 1837 ein.

Foto: Michael Lüder

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