237 | GÜNTER FIRIT

Abstrakte Tendenzen | Wildes und Poetisches

Stadtvision I-III, Tritychon, 1977-78
Öl auf Hartfaser
© Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Foto: Michael Lüder

1978 war das Tiptychon Stadtvision I-III von Günter Firit in der Ausstellung Junge Künstler der DDR zu sehen und wurde ein Jahr später mit Mitteln des Zentralen Kulturfonds für die Galerie Sozialistische Kunst erworben.[1]

Günter Firit beschäftigt sich mit der Thematik des Menschen in der Großstadt und stellt eine fiktive, abstrahierte Stadtvision dar, die durch „geometrische Flächen, Fragmentierung von Körpern und Gesichtern sowie durch schwarze Konturierung“[2] losgelöst vom Bildgegenstand ist. Strukturen, Flächen, Linien und fragmentierte Körper drängen sich vor allem auf den Seitenflügeln, während der Mittelteil eher ein Panorama aus auf Formen reduzierte Gebäude darstellt. Zusammen ergeben die Teile ein experimentelles Bild des urbanen Raums. Die Umsetzung als Triptychon in der Tradition mittelalterlicher Flügelaltäre, wählte Günter Firit häufig. Im Laufe der Jahre lässt sich seine immer stärker werdende Hinwendung zur Abstraktion erkennen.

1954 zog die Familie des Künstlers aus Westerhausen im Harz nach Magdeburg. 1961 starb sein Vater, so dass die Mutter alleine ihn und seine vier Geschwister ernähren musste. Nach der Mittelschule zieht Günter Firit nach Weimar und Halberstadt, hat Gelegenheitsjobs und beginnt ab 1968 als Theatermaler in Quedlinburg zu arbeiten. Ein Jahr später begann er das Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Wegen „ideologischer Unreife und mangelhafter Studienhaltung“ wurde er zwei Jahre später exmatrikuliert. Firit zogt nach Berlin und mit seiner Ehefrau 1974 nach Leipzig. In den 1980er Jahren stand er in engem Kontakt zu einem Leipziger Künstlerkreis, der in Widerspruch zur Kulturpolitik der DDR stand. Dennoch wurde er 1982 Meisterschüler bei Bernhard Heisig an der Berliner Akademie der Künste. Die Spannungen gegen die Kulturpolitik der DDR verstärkten sich, so dass einem Ausreiseantrag in die BRD 1986 stattgegeben wurde. Bis zu seinem Tod lebte und arbeitete Firit in Puchheim.[3]

 

 

 

[1] Vgl. Jutta Götzmann: Rückzugsorte und Experimentierflächen. Künstlerische Denk- und Freiräume in der Galerie Sozialistische Kunst, in: Stadt-Bild / Kunst-Raum. Entwürfe der Stadt in Werken von Potsdamer und Ost-Berliner Künstlerinnen und Künstlern 1949 – 1990. Ausst. Kat. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, 7. September – 11. Januar 2015, Berlin 2014, S. 25-33, S. 30
[2] Ebd., S. 31
.[3] Vgl. Till Firit, Der Künstler, in: Website Günter Firit Maler und Grafiker, 2021. URL: https://www.firit.de/der-kuenstler/ [Letzter Zugriff: 18.3.2021].