211 | GERTRUDE SANDMANN

Innenräume | Orte zwischen Privatem und Öffentlichkeit

Flaschenstillleben, 1937
Pastell auf Papier
© Potsdam-Museum – Forum für Kunst und Geschichte

 „Das Erleben und wenn möglich Erstaunen vor dem Motiv – und sei das Motiv noch so unbedeutend und unscheinbar –, ist die Voraussetzung für den künstlerischen Ausdruck in den Werken von Gertrude Sandmann […]“[1] schreibt Anna Havemann. Das unscheinbare Motiv ist in diesem Fall ein Stillleben aus zwei mit Korken verschlossenen bauchigen Flaschen und zwei leeren Gläsern. Neben den eher dunkel gehaltenen Farben sind die Gläser durch Weißhöhungen besonders hervorgehoben. Durch Licht und Schatten wird so eine spannende Stimmung erzeugt.

Gertrude Sandmann zeichnete vor dem Objekt und versuchte den wahren Kern des Objektes herauszuheben, in dem sie es bei verschiedener Beleuchtung zeichnete.[2] Um zu zeichnen, ohne auf Farbe und das Malen verzichten zu müssen, verwendete die Künstlerin häufig Pastellstifte.

Neben Porträts, Aktdarstellungen und Landschaften bildet auch das Stillleben ein wichtiges Sujet in ihrem Œuvre. Die von ihr dargestellten Dinge zeichnen sich durch ihre Nähe zum Menschen und ihre Vergänglichkeit aus.[3]

Gertrude Sandmann machte einen Zeichen- und Malkurs beim Verein der Berliner Künstlerinnen, wo Käthe Kollwitz ihre Dozentin war. Ab 1917 studierte sie bei Otto Kopp in München und nach Zulassung weiblicher Studentinnen an der die Akademie der Künste in Berlin besuchen.

Nach dem durch die Nationalsozialisten erteilten Berufsverbot im Jahr 1934, kam später auch ihre Verfolgung. Sie konnte mit Hilfe ihrer Lebensgefährtin Hedwig Koslowski untertauchen. Auch die befreundete Familie Großmann versteckte Sandmann bis 1944. Nach Kriegsende präsentierte die Künstlerin wieder Werke auf Ausstellungen. Sie war Mitbegründerin der Gruppe L 74 (Lesbos 1974).

 

 

 

[1] Anna Havemann, Gertrude Sandmann, Künstlerin und Frauenrechtlerin, Jüdische Miniaturen, Bd. 106, hrsg. v. Hermann Simon, Berlin 2011, S. 26.
[2] Vgl. ebd., S. 27.
[3] Vgl. ebd., S. 32.