159 | ILSE FISCHER

Vom Naturalismus zum Realismus | die menschliche Figur

ohne Titel (Lesender), 1928
Öl auf Leinwand
© Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

In dem Porträtgemälde Ilse Fischers von 1928, welches die Künstlerin ursprünglich ohne Titel ließ, wird der Betrachter Zeuge einer intimen Momentaufnahme. Er blickt einer männlichen, über ein Schriftstück gebeugten Figur über die Schulter. Diese ist dem Betrachter abgewandt und daher nur annähernd im Profil zu erkennen. Die ruhige und intime Atmosphäre wird durch die dunklen und gedeckt gehaltenen Farben unterstützt. Eine dem Lesenden gegenüberstehende Pflanze setzt einen minimalen Farbakzent. Der pastos wirkende Farbauftrag bringt eine gewisse Unruhe ins Bild.

Die Berlinerin Ilse Fischer (Berlin 28.09.1900 – 1979 Eichwalde) begann ihre künstlerische Laufbahn 1921 – 25 mit einem Studium an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg.

Als Meisterschülerin von Paul Plontke beendete sie 1929 ihre Lehrzeit. Fischer war ab 1943 freischaffend tätig und knüpfte aktiv Kontakt zu anderen Künstlern – ihre Mitgliedschaft in der Ateliergemeinschaft „Klosterstraße“, in der auch Käthe Kollwitz aktiv war, bestand begann bereits während ihrer Studienzeit.[1] Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt die Künstlerin viele Aufträge an Glas- und Wandgestaltungen für Schulen, Kirchen, Schwimmhallen oder Krankenhäuser. Das Ergebnis eines solchen Auftrages ist unter anderem in der Fontane-Grundschule in Ludwigsfelde erhalten, es zählt jedoch zu einem der wenigen.[2]

Ilse Fischer ist mit über 40 Werken in der Sammlung des Potsdam Museums vertreten. Das vorliegende Werk wurde eigens für dieses Projekt restauratorisch aufgearbeitet.