KARL HAGEMEISTER »...das Licht, das ewig wechselt.«

Teil 15 | Märkischen Seenlandschaft 

Karl Hagemeister Märkische Seenlandschaft, 1887 Öl auf Leinwand, 71 x 117 cm, Privatbesitz mawa, Foto: Michael Lüder
Karl Hagemeister Märkische Seenlandschaft, 1887 Öl auf Leinwand, 71 x 117 cm, Privatbesitz mawa, Foto: Michael Lüder
Karl Hagemeister Märkische Seenlandschaft, 1887 Öl auf Leinwand, 71 x 117 cm, Privatbesitz mawa, Foto: Michael Lüder
Foto: Stefan Gloede
Foto: Stefan Gloede
Foto: Stefan Gloede

Karl Hagemeister wusste um die Einzigartigkeit der märkischen Natur und deren künstlerische Entdeckung, wie auch seine Zeitgenossen Lesser Ury, Max Liebermann, Walter Leistikow, Theo von Brockhusen, die ebenso wie Hagemeister zu den Wegbereitern der Modernen Malerei in Deutschland um 1890 zählten und die Region aufsuchten, um Freilichtstudien zu betreiben. Diese Künstler ließen sich vom Havelland inspirieren und schatzten diesen besonderen Landstrich, die eher unspektakulären, stillen Reize in seiner ausgewogenen kargen Schlichtheit.  Ein Schlüsselwerk der gegenwärtigen Sonderausstellung im Potsdam Museum stellt das Gemälde Märkische Seenlandschaft dar, welches als Leihgabe aus Privatbesitz für die Retrospektive zur Verfügung gestellt wurde. Bereits um 1887 entstand das stimmungsvolle Gemälde, das die nun fortan bestimmende Maltechnik Hagemeisters aufzeigt: "alla prima" (direkte Malerei-Nass-in-Nass-Modellierung der Farben). Die Nass-in-Nass-Technik ermöglichte einen schnellen und somit unmittelbaren Farbauftrag, welcher der Wirkung einer flüchtig aufgefassten Bewegung entgegenkam und gänzlich auf langwierige Untermalungen und den Auftrag von Firnis verzichtete.

Diese maltechnischen Neuerungen hatte der junge  Hagemeister in Paris  als Impuls für sein Arbeiten wahrgenommen und setzte sich ab 1883 mit der malerischen Umsetzung dessen auseinander. Der Verzicht an erdigen Farbtönen und eine konturenlose Formgebung ließen neue Bilder entstehen, die den unmittelbare Natureindruck malerisch beschrieben. 

Die hier in zart lichten, grünen Farbtönen angelegte märkische Seenlandschaft zeigt Hagemeisters neue Herangehensweise an die Ölmalerei sehr genau auf, die er bis zum Spätwerk beibehalten wird: der Wechsel von dickflüssigen und dünn aufgetragenen Malschichten, die den Rhythmus von bewegter Natur nachbilden. Vom Licht durchflutete Grashalme sowie die vom Wind gepeitschten Sträucher der Uferzone am Schwielowsee charakterisieren den Vordergrund des Bildes, und das blaue, leicht rosafarbene Firmament spiegelt die Farbwirkung der Wasseroberflache wider. Alles verwebt sich harmonisch mit den graugrünen Böschungen des Hintergrundes, die nur noch mit zarten, aber großflächigen Pinselhieben angedeutet werden und zu einer Einheit mit dem Himmel verschmelzen. Rasch hingestrichene Nahbilder entwickelt Hagemeister ab diesem Zeitpunkt, ausschnitthafte, von Lichtreflexen durchkomponierte Impressionen, die er von seinem Kahn aus auf dem Schwielowsee aufspürte. »[…] Ich erkannte, daß nicht die Tonigkeit die Hauptsache für die Bilder sei, sondern das Licht, das ewig wechselt.« (Karl Hagemeister)