Historische Pläne für Haus Dietz als Schenkung an das Potsdam Museum

Historischer Plan Haus Dietz
Historischer Plan Haus Dietz
Historischer Plan Haus Dietz
Schenkung Reichspatent Zwiesel-Schreibtisch
Schenkung Reichspatent Zwiesel-Schreibtisch
Schenkung Reichspatent Zwiesel-Schreibtisch

„Unser Museum würdigt das Werk von Heinrich Laurenz Dietz bereits in der Ständigen Ausstellung zur Stadtgeschichte. Die neuen Dokumente stellen eine wertvolle Ergänzung unserer Sammlung zur Potsdamer Architekturgeschichte dar“, freut sich Museumsdirektorin Dr. Jutta Götzmann über den Neuzugang.

Der in Mainz geborene Heinrich Laurenz Dietz (1888 - 1942) kam nach seinem Studium 1909 als Angestellter in das Büro von Peter Behrens nach Neubabelsberg (heute Steinstücken, zu Berlin gehörend). Hier blieb er bis 1915 und zog dann als Kriegsfreiwilliger in den 1. Weltkrieg. Zwei Jahre später, im Juli 1917, heiratete er die ebenfalls aus Mainz stammende Elisabeth-Christine Maschmann. Nach Ende des Krieges kehrte Dietz wieder zurück in das Büro von Behrens und wurde dort neuer Atelierchef. 1919 zog schließlich seine Frau zu ihm nach Potsdam.
Ab etwa 1920/21 machte sich Heinrich Laurenz Dietz dann selbständig; vermutlich befand sich sein Büro anfangs in seiner Wohnung. 1926/27 zog er mit eigenem Atelier, zwei jungen Architekten und einer Sekretärin auf den Tornow. Zugleich gründete er dort mit seinem Schwager Philipp Maschmann eine Tischlereiwerkstatt, die sog. „Werkstätten Luisenhof“, in denen insbesondere Innenausstattungen gefertigt wurden. Der Schwiegervater von Dietz, Jakob Maschmann besaß in Mainz eine bekannte Hofmöbelfabrik.

Familie Dietz wohnte anfangs noch in der Zeppelinstraße 70 (bis 1924 Neue Luisenstraße), bevor sie zum Jahreswechsel 1928/1929 in das von Heinrich Laurenz Dietz Dietz entworfene Haus in der heutigen Kurfürstenstraße 24/25 umzog. Ins Hause zog auch das Kinderporträt der Dietz-Tochter Annelene um, das der Potsdamer Künstler Walter Bullert im Jahre 1927 malte. Heute ist es als Schenkung der im vergangenen Jahr verstorbenen Annelene Trapp im Potsdam Museum zu sehen. Im Herrenzimmer seines Hauses arbeitete Dietz am „Zwiesel“-Schreibtisch, einer Sonderanfertigung der Luisenhof-Werkstätten, für das er 1931 ein Reichspatent beantragte. Die originale Patenturkunde über den „vielseitigen Arbeitstisch des geistigen Arbeiters“, wie es in einer zeitgenössischen Werbeanzeige heisst, ist nun auch im Besitz des Potsdam Museums.

Kurz nach dem Einzug in das „Haus Dietz“ musste die Familie aufgrund der Weltwirtschaftskrise ihr neues Heim verlassen und vermietete es für einige Jahre an die Familie Hermann Werner v. Siemens, die die hohen Kosten ihrer Berliner Villa nicht mehr halten konnten. Die Familie Dietz zog daraufhin für ca. eineinhalb Jahre zur Untermiete in die Villa Rumpf an den Heiligen See. Beide Familien lernten sich vermutlich über den Potsdamer Kunstverein bzw. über die Potsdamer Künstlergilde kennen. Annelene Trapp beschrieb die Zeit in der Villa Rumpf als herrlich aufgrund der Schönheit der Räume und der guten Lage. Sie erinnerte sich aber auch schmerzhaft an die skurrile Situation, dass sie als Freundin von Gundula v. Siemens zu deren Geburtstag in das Haus Dietz eingeladen war und sich dort als Gast in ihrem eigenen Kinderzimmer im Obergeschoss wiederfand. Familiäre Kontakte gab es auch zur bekannten Potsdamer Fotografin Else Boroffka-Niemeyer, zur Familie von Heinrich Basedow, zu Otto Heinrich und der Familie von Ernst Ludwig Kretschmann. Im Jahr 1932 wurde Heinrich Laurenz Dietz Mitglied der NSDAP und 1934 von Oberbürgermeister Hans Friedrichs als Ratsherr berufen. Dietz war nebenher auch als Schöffe im Gericht ehrenamtlich tätig. In den 1920er und 1930er Jahren plante Dietz eine Reihe moderner Bauten in Potsdam, so etwa das Wohnhaus von Walter Bullert, das neue Schützenhaus an der Michendorfer Chaussee, Wohnungen und ein Kino am Brauhausberg sowie erst kürzlich abgerissene Speichergebäude an der Havel. Nach seiner Einberufung in den 2. Weltkrieg im Dezember 1939 ruhte der Atelierbetrieb. Am 24. März 1942 starb Dietz bei Narwa in Russland an Typhus. Nach seinem Tod bekam die Familie in das Haus Kurfürstenstraße 24/25 zwangsweise Einquartierungen, die bis Kriegsende anhielten. Ab ca. 1943 musste das Atelier für die Unterbringung von Ausgebombten geräumt werden; die Unterlagen wurden in eine stillgelegte Bäckerei ans Berliner Tor gebracht, wo sie vermutlich beim Bombenangriff am 14. April 1945 verbrannten.

Annelene Trapp ging nach dem Ende des Krieges in den Westen, später folgte auch ihre Mutter. In den 1980er Jahren wurde ihr Haus aufgrund von Setzungsschäden abgetragen und unter Leitung der DDR-Denkmalpflege wieder aufgebaut; Haus und Grundstück wurden zwangsenteignet. Nach dem Ende der DDR wurde das Haus von den damaligen Besitzern an einen Investor verkauft, der weitere entstellende Umbauten am Haus vornahm. Nachdem die Stadt in der Leiblstraße eine massive Wohnbebauung genehmigte, die den Wert des angrenzenden Hauses Dietz erheblich minderten, verkaufte der neue Besitzer Haus und Grundstück an eine Wohnbaufirma, die den in der DDR unter Denkmalschutz stehenden Dietz-Nachbau trotz großer öffentlicher Proteste abreißen ließ.