Das besondere Exponat (21)

Lovis Corinth (1858 – 1925)
Weiblicher Rückenakt
Öl auf Leinwand
Dauerleihgabe: Privatbesitz

Das Potsdam Museum erhielt 2017 zwei Dauerleihgaben aus Privatbesitz, die einen weiteren Baustein für die Potsdamer Kunstgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts bilden. Ein Gemälde der Künstlerin Anna Fründ mit dem Titel "Das Mausoleum im Park Sanssouci"  und ein Gemälde des bekannten Malers Lovis Corinth.

Die Künstlerin Anna Fründ wurde 1861 im Kreis Hildesheim geboren. Da Frauen an Kunstakademien vor 1900 – in Berlin vor 1919 – nicht zugelassen waren, hat sie ihre Ausbildung möglicherweise an einer Kunstgewerbeschule oder in einem Privatatelier absolviert. In Berlin existierte u. a. die Mal- und Zeichenschule des „Vereins der Berliner Künstlerinnen“. Um 1900 ist Anna Fründ als Zeichenlehrerin in Berlin nachweisbar. Nach dem Tod ihres Vaters im Februar 1901 erfolgte der Umzug nach Potsdam, wo ihre Schwester bereits seit etlichen Jahren tätig war. In den Adressbüchern von 1910/1913 erscheint sie mit Wohnsitz in der Kleinen Weinmeisterstr. 8. In diesen Zeitraum lässt sich das Gemälde „Das Mausoleum an der Friedenskirche“ datieren.
Im Besitz Anna Fründs hat sich auch der „Weibliche Rückenakt“ von Lovis Corinth befunden. Über die Umstände der Entstehung ist bisher wenig bekannt, möglicherweise stand Anna Fründ in künstlerischem Kontakt zu Corinth, evtl. ist sie auch die Dargestellte des Gemäldes. Lovis Corinth wurde über den Einfluss Walter Leistikows 1898 Mitglied der Berliner Secession. 1901 siedelte er nach Berlin über und gründete seine private Malschule für Frauen.

Der „Weibliche Rückenakt“ ist nicht datiert, lässt sich aber stilistisch mit dem zweiten gesicherten Aufenthalt Anna Fründs in Potsdam zwischen 1910 bis 1913 verbinden. In diesem Zeitraum, konkret von April bis Mai 1911, präsentierte der Potsdamer Kunstverein eine Lovis Corinth-Ausstellung mit Werken aus Potsdamer und Berliner Privatbesitz. Zu den Potsdamer Privatleihgebern zählten Fritz Rumpf, Künstler, Mäzen und Mitbegründer des Städtischen Museums, sowie die Künstlerin Hannah Schreiber de Grahl. Sie stand Corinth auch Modell, ihr Bildnis war Bestandteil der Ausstellung. Möglicherweise gehörte auch der „Weibliche Rückenakt“ zur Porträtsektion der Corinth-Ausstellung. In ihrer Ausgabe vom 10. April 1911 lobte die Potsdamer Tageszeitung den ausgewiesenen Porträtmaler Corinth: „Wie hat er hier in wunderbarer Mischung, malerische Qualitäten mit zeichnerischen Feinheiten, eine äußere Formvollendung mit innerer Kraft und Größe verbunden!“ Lovis Corinth blieb in Potsdam präsent, ein Jahrzehnt später zählte er zu den beteiligten Künstlern des „Potsdamer Kunstsommers 1921“ in der Orangerie von Schloss Sanssouci.

Dauerleihgabe